Warum MFT?

Veröffentlicht am 22. November 2021 um 20:35

In grauen analogen Vorzeiten habe ich mit Nikon photographiert. Sehr zufrieden mit einer Marke, die mMn nach auch heute noch die Duftmarke des professionellen und zuverlässigen Werkzeugs für Photographen hinterlässt.

Mit Beginn des digitalen Zeitalters kamen die ersten kompakten Knipsen von Canon und Minolta ins Haus. Als "Immer-dabei", leistbar und durchaus verwendbar. Zoom war mir wichtig und deshalb fiel die Wahl auf Bridge Kameras.

Mit Fortschreiten der Technik und dem Wunsch, doch wieder etwas mehr Herzblut ins Photographieren zu legen - oder es vielleicht sogar mal mit intensiverem Lernen zu versuchen - begab ich mich Ende 2018 wieder auf Recherchetour ins Netz nach einer neuen Kamera. Und so (Macht der Gewohnheit bzw. never-change-a-winning-team) legte ich mir - einigermaßen erschwinglich sollte es sein für eine "Nebensache" - wieder eine Bridge zu. Eine LUMIX FZ1000. Tolles Gerät wie mir schien! Mit Zoom von 25-400 mm (KB) und das sogar mit lichtstarken f2.8-f4.0. Speedig und mit vielen Features, unglaublich perfekt stabilisiert und mit einigermaßen guten Video-Specs.

Blutlecken ist immer der Beginn von Kostenlawinen in einem neuen Hobby und so kam doch bald der Wunsch auf, mir wieder - wie in analogen Zeiten - ein Gerät mit Wechselbajonett zuzulegen. Spiegelreflex erschien mir rasch als technisches Abstellgleis und noch nicht alle namhaften Hersteller waren zufriedenstellend in den DSLM-Zug eingestiegen.

Und dann natürlich einige Fragen, welchem System man sich "ausliefern" sollte. Zu schade, dass jede Marke ihr eigenes Bajonett-Süppchen kocht (naja, verständlich schon, aber schade halt).

Und die noch wichtiger(en) Frage(n) nach Usability, Features, Objektiv- und Zubehörangebot und - eher first und nicht least - nach dem Preis!

Die Wahl fiel auf eine Panasonic LUMIX GX9. Noch klein und kompakt wie eine etwas größere Knipse aus den Anfangszeiten, chic wie eine "Leica für Arme" und unscheinbar für Schnappschüsse bei allen Gelegenheiten ("Street"würde man das auch nennen können). Und dazu: günstig bei willhaben.at aus gepflegter Hand bot sie mir den Einstieg in die Welt der "Interchangeable Lens Cams".

Tragbare Lösung

Es musste ein leichtes System sein. Wearable sozusagen. Und auch mit perspektivisch umfangreicherem Objektivarsenal, nicht nach Kombi oder LKW schreiend. Es musste ein relativ preisgünstiges System sein. In Hinblick auf den Hauptkostenfaktor der Photographie - nämlich die Objektive. Wegen des Interesses an der Filmerei musste sie auch unbedingt über eine vernünftige Stabilisierung verfügen. Immerhin tragen sich Stative nicht von selber und passen meist auch nicht in die Jackentasche.

Hochgelobte SONYs mit ihrem (ja wirklich!) tollen Autofokus kamen für mich nicht in Frage. Die Menüführung verlangt nach seitenlangem Studium des Benutzerhandbuchs. Die kleinen APS-C-Ableger der SONYs tragen den Begriff stabilisiert nur im Werbefolder, der Dynamikumfang von 14 vs 12 Blendenstufen egalisiert sich spätestens am Monitor und sowieso am Print.

Gegen CANON hatte ich als ehemaliger NIKON-Fanboy eine (nicht objektiv begründbare) Skepsis und zum Zeitpunkt meines Einstiegs war der DSLM-Markt der Canonistas noch nicht ausgereift...zumal CANON mWn immer mehr ins hochpreisige Segment tendiert und zumal kleinere, tragbare Halbformat-Kameras nicht weiter gepflegt werden.

Mit der LUMIX G9 leistete ich mir wenige Monate nach der GX9 dann einen kleinen Boliden im Panasonic-Biotop. Klein ist vielleicht der falsche Ausdruck fürs Gehäuse, aber dennoch ergonomisch mein Handschmeichler, unglaublich schnell und nur so vollgepackt mit Gimmicks und "Whistles and Bells", wie der Amerikaner sagen tät'.

Ja, der Sensor sieht bei meinen LUMIXen dann doch etwas mickrig klein aus. Das ISO-Rauschen hängt wie ein Damoklesschwert über Low-light-Träumen, aber es ist handelbar. Im Normalgebrauch durch den IBIS sowieso, im Notfall durch Entrauscher-Apps wie DxO-PureRAW, ON1 NoNoise oder Topaz Denoise auch noch akzeptabel.

Dafür kann ich - leistbar! - mit vielen tollen Linsen im Gepäck ohne Bandscheibenvorfallgefahr herumreisen. Brauche für ein superlanges Tele weder Golfcaddy noch Warnschilder á la "Long Vehicle"; belade jeden Kugelkopf, Slider oder Stativ mit Body und Glas meiner Wahl ohne nur irgendwie auf die Payload zu achten und könnte - sollte es das Virus wieder zulassen - auch im Handgepäck die Babys auf die Reise mitnehmen.

Würde oder werde ich bei MFT bleiben?

Definitiv ja, wobei ich manchmal auf die OLYMPUS-Cams 1) schiele (einige spannende Features wie Handheld-HiRes, starry-night-AF, live-composing, besserer AF als bei Pana). Außerdem kann ich ja auf Entwicklungen warten wie die angekündigte GH6 oder die Wow-Kamera von OM (Nachfolge von Oly). Außerdem: wo gibt's schon Systeme, wo sich mehrere Kamerahersteller ein Bajonett teilen (außer bei KB die L-Mount Alliance)???

Und wenn ich komplett das System wechseln würde?

Dann kämen für mich entweder wieder die Geräte der Nipon Kogaku (NIKON) in die nähere Betrachtung (mMn günstigere Preis/Leistungspolitik als andere Marken im KB-Bereich) oder (weil auch weniger schwere Objektive wie im KB-Segment) die unglaublich schicken FUJIs mit ihrem Retrolook bei gleichzeitiger Innovation á la Kai-Zen.

Würde ich MFT Neueinsteiger:innen empfehlen?

Wenn nicht spezielle Anwendungswünsche vorgegeben sind ebenfalls ein definitives JA.

Ein einigermaßen preisgünstiger Einstieg in ein breitgefächertes Objektivangebot, viele tolle Kameras, ob jetzt von Panasonic oder Olympus bis hin sogar zu kleineren Blackmagic Videocams für die filmende Zunft mit speziellen Ansprüchen.

Ein einigermaßen günstiger Gebrauchtmarkt mit tw. hervorragenden Optiken für die man im KB-Bereich den Gegenwert von Gebrauchtwägen hinlegen müsste.

Die enorme Gewichts- und Platzersparnis, die das Photographieren mit MFT zum Spaß und nicht zur Plackerei werden lässt.

Es gibt nicht die perfekte Kamera als eierlegende Wollmilchsau, aber es gibt den kleinstmöglichen Nenner für größtmöglichen Fotospaß. Und darin sehe ich die Existenzberechtigung für MFT. Was die Zukunft der Photographie bringt wissen auch die "Vollformatigen" Platzhirsche nicht. Und bis in eine möglicherweise komplett andere Zukunft reicht mir MFT um schöne Bilder zu machen.

 

1) mittlerweile eine besorgt und sehr zufrieden damit ;)


(Zuletzt aktualisiert: Feb. 2022)

Und was ist MFT?

MFT steht für "Micro four thirds", manchmal auch m43 oder µFT geschrieben.
Der Sensor dieser Kameras weist ein Seitenverhältnis von 4:3 mit einem optisch wirksamen Bereich von 17,31 mm × 12,98 mm (Fläche = 224,64 mm², Bildkreisdradius = 10,82 mm) auf. Das ist ca. 1/4 der Fläche eines Kleinbildsensors und etwas kleiner als das Format APS-C.
Anfang August 2008 wurde von Panasonic und Olympus als Weiterentwicklung des Four-Thirds-Standards für Spiegelreflexkamerasysteme der Systemstandard Micro Four Thirds für spiegellose Kameras vorgestellt.[6] Mit diesem sind kompakte Kamerasysteme mit Wechsel-objektiven möglich. Der neue Standard verwendet ein etwa halb so großes Auflagemaß, was praktisch keinen Einbauraum für eine Spiegelreflex-Mechanik mehr zulässt, jedoch bei hoher Bildqualität relativ kleine Bauformen für Systemkameras ermöglicht.


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