Ich hab jetzt – inspiriert durch aktuelle Lebenserfahrungen – beschlossen, ein Kapitel der „Seemannschaft“ (quasi DIE Bibel und DAS Regelwerk für Segler_innen) komplett neu zu schreiben und werd’ es dem Verlag Delius-Klasing zwecks Überarbeitung und Aufnahme für die 33. Auflage zusenden.
Im Fall einer Leckage Ihrer Yacht sind folgende Vorgangsweisen zu überprüfen und rasch und unverzüglich einzuleiten:
1.) Prüfen, aus welchem Meer das eindringende Wasser stammt – womöglich aus dem Gelben Meer? Kam es kanisterweise mit dem Auto in die Marina???
2.) Zuwarten, ob umliegende Yachten mit Leckagen zu kämpfen haben und sinkende Schiffe in Form eines Rankings im Logbuch vermerken.
3.) Wenn andere Yachten schneller sinken, der Crew vermitteln, dass das Führen in der Regatta wichtiger sei, als das eigene Leck im Rumpf.
4.) Aus Kostengründen wurde keine Lenzpumpe installiert und zu wenig Ösfässer (für Nichtsegler: Kübel, Eimer) mitgenommen.
5.) Die Marina-Shops sind verantwortlich, dass man zu wenig Eimer an Bord hat
6.) Der Physiker an Bord ist ein ungutes Crewmitglied, weil er ständig seine Berechnungen vorlegt, wann das Boot vollläuft. Im Übrigen will er die Crew nur unnötig zum Ausschöpfen drängen.
7.) Nach dem ersten Kleben des Lecks mit Panzer-Tape/Gafferband... die Crew auf einen Sun-Downer einladen und verkünden: Es wird ein entspannter Törn wie letztes Jahr!
8.) Weiter eindringendes Wasser und das durchfeuchtete Panzer-Tape muss nicht unnötig im Auge behalten werden. Wichtig ist ein genauer Blick auf die im Logbuch täglich einzutragenden Liter-Zahlen!
9.) Unterstütze jene, die ungestört Party feiern wollen auf diesem Urlaubstörn und nicht immer vom Leck schwafeln oder schöpfen wollen.
10.) Nicke insgeheim zustimmend und wohlwollend, wenn ein kleiner Teil der Crew der Meinung ist, Lenzpumpen sind noch unerprobt; Wasserschöpfen beeinträchtigt mein Wohlfgefühl im Urlaub; wichtig ist, gut schwimmen zu können; in der Geschichte sind schon viele Schiffe gesunken, aber die meisten sind wieder zurückgekommen;
11.) Als Skipper beschließt du, dass jedes der neun Crewmitglieder eigene Schöpf- und Pumpstrategien festlegt...in seiner Kajüte kann jeder mit dem Wasser umgehen, wie er’s für richtig hält.
12.) Aus Kostengründen hast du eine löchrige Rettungsinsel, zu wenig Rettungsringe und ein zu kleines Beiboot mitgenommen. Kritik daran findest du übertrieben.
13.) überlasse jedem die individuelle Freiheit zu schöpfen und zu pumpen.
14.) ein Crewmitglied will Entwurmungsmittel in die wassergefüllten Kabinen werfen, das soll Lecks gut abdichten.
15.) erkläre denen, die bereits geschöpft haben, das Leck wäre abgedichtet. Eine generelle Schöpfpflicht willst du nicht ausrufen.
16.) wenn das Wasser bis Oberkante des Niedergangs (Anm. für Nichtsegler_innen: die Treppe runter zum Schiffsinneren) steht, streite am besten vor der Crew mit deinem Bootsmann oder Maschinisten, gib auf keinen Fall einen klaren und verständlichen Befehl aus!
17.) zögere möglichst bis das Wasser auf Deckshöhe ist mit einem generellen Befehl zu schöpfen und abzupumpen. Solange der Mast noch aus dem Wasser ragt ist beherztes Eingreifen überbewertet, spaltet die Crew und befeuert diese Rettungsfanatiker.
Kann gern geteilt werden mit Namensnennung
(Anmerkung vom Juni 2022: der Artikel entstand rund um die 3. - oder war's die 4.? - Coronawelle und bezog sich auf die chaotische Politik rund um die Pandemie resp. die irrwitzigen Meinungen und Strömungen innerhalb der Bevölkerung - Stichwort "Covidioten")
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